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G. B.

G. B.

Leopold Federmair

G. B.

Gerald Bisinger, glaub ich,
hieß der gute Mann,
ein ziemlich vergessener Dichter.
Der saß einfach nur da,
an dem und dem Ort,
im Wirtshaus oder wo,
und aus dem Dasitzen erhob sich,
simsalabim, Gedicht für Gedicht,
und manchmal auch keines (stell ich mir vor),
ungefähr so, wie wenn ein Begabter, ein Chef,
aus nichts etwas zaubert, eine Speise,
die mundet.

Und jetzt sitz ich da,
in einer Ecke des riesigen stillen,
dämmerigen Kastens,
an einem einsamen Tischchen,
wo sonst die Kranken und Siechen
allein und in Scharen,
vorbeihumpeln, trippeln und kriechen,
geschoben werden oder getragen,
dazwischen eilige Ärzte und Schwestern,
und trinke kalten Kaffee aus der Dose
aus dem Konbini im 2. Stock,
das noch am verregnetsten Feiertag
wundersam geöffnet hat,
und denke an den Dichter,
den vergessenen
G. B.

Von Leopold Federmair erschien zum Beispiel: Parasiten des 21. Jahrhunderts. Essais aus beiden Welten I. Otto Müller, Salzburg 2021. 364 Seiten. Euro 26,-

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