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AJWA

Iryna Sazhynska

AJWA

Im Garten, nahe dem Haus, in dem sie wohnte,
wuchsen Marillen, pflückte man betörende Melisse,
und kollerte, kaum dass sie ausgereift war, die Ajwa
streifte an den länglich glänzenden Blättern,
durch die der Himmel schimmerte, pelzig, teigig:
gleich kommt Regen – fang ihn mit dem Sieb!
Aber es wurde Hagel. Sie hatte eine Kindheit,
jetzt aber hat sie nur Schutzlosigkeit vor der Welt,
die in Stücke ging, Ziegel der Erinnerung, vorbei
am Heu ungemähter Träume vom letzten Winter.
Sie trägt ein Schürzenkleid mit Schleife, das kupferne Haar
geflochten in einem Ährenkranz, blaue Turnschuhe
an den bloßen Füßen. Bei ihr sind Mutter, Vater, Bruder,
die Großmutter hätte mitkommen sollen, aber es klappte nicht.
Sie gaben sich viel Mühe, etwas mitzunehmen,
und haben es geschafft – eine Ikone mit einem traurigen Allerhöchsten.
Sie kann nur davon träumen, dass der Krieg bald zu Ende ist,
dass die Krater, die Eiterbeulen der Heimatstadt, sich schließen.
Und sie hat Angst vor den Regentropfen, der Ajwa, die am Boden kollert –
immer scheint ihr, dass es Handgranaten sind, die hier rollen.

Aus dem Ukrainischen von Alois Woldan

Von Iryna Sazhynska erschien zuletzt: Im Flug der Zeit / ЛЕТ,Wien: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2025. 76 Seiten, Euro 18,-

Cover © Theodor Kramer Gesellschaft

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