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DIE HOHLEN MÄNNER

DIE HOHLEN MÄNNER

E.A. Richter

DIE HOHLEN MÄNNER

die hohlen Männer, die wattierten, ausgestopften –
als würde ich nicht zu ihnen gehören, als wäre nicht auch
eine Kerze für mich entzündet, Grablicht auf dem riesigen
Platz zum Gedenken daran, das etwas schiefgelaufen ist.

Schon das rasend schnelle Aufstellen, als hätte ein Roboter
aus der Höhe diese Aktion mit Präzision durchgeführt,
und jedes Leben zählt gleich viel, leuchtet gleich lang,
erlischt, wird ein zweites Mal entfacht usw. Changierende

Hände, allseits bewegliche Giacomettikörper, die sich
sperrig beugen, nicht federn in ihrer Bronzementalität -
es ist mühsam für alle, verspricht nicht Gesundheit, keine
schnelle Impfung, Rückkehr von sozusagen Normalität.

Die hohlen Männer, die wächsernen, nicht gerufenen
Wiedergänger, solche wie ich, erscheinen als Selfiekarikaturen,
auch wenn sie tot sind, als Zahlen, die herabzudrücken sind,
der Ehre nicht wert, am Weg zur Evidenz ist alles erlaubt

Dieses Gedicht stammt aus dem Gedichtbandprojekt „TÄGLICH PROD“.

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