Die POESIEGALERIE stellt ihren Autor*innen Fragen zum Schreiben
Heute die Antworten von Cornelia Travnicek
1. Schreibst du regelmäßig? Zu welchen Zeiten und an welchen Orten?
Ich schreibe, wenn ich die Küche aufräumen soll, auf langen Zugfahrten, um zwei Uhr morgens am Küchentisch, statt mir notwendigen Schlaf zu holen, und im McCafé, wenn es zu Hause gerade nicht geht.
2. Ist Schreiben für dich eher Handwerk oder Inspiration? Wie passen diese beiden Pole zusammen?
Schreiben ist inspiriertes Handwerk und handwerklich zu perfektionierende Inspiration.
3. Wo findest du deine Themen? Eher in deinem Leben und unterwegs oder in Büchern und Medien?
Wie der Hai die Remora – zufällig und potenziell überall.
4. Welche Bedingungen muss ein gelungenes Gedicht für dich erfüllen? Oder: Wann bist du sicher, dass ein Gedicht fertig ist?
Diese Sicherheit stellt sich intuitiv ein, man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass sie rein temporär ist. Ein Gedicht ist deshalb durchaus zeitweise fertig und zwischendurch auch wieder nicht.

© Paul Feuersänger
5. Trifft auf dich das Diktum zu, dass Dichter*innen Seismographen ihrer Zeit sind – und wenn ja, inwiefern? Anders gefragt: Siehst du für dich als Dichter*in eine Aufgabe in Bezug auf das gesellschaftliche Ganze?
Ich sehe mich auf jeden Fall als Botschafterin der Sprache, besonders in meiner Aufgabe als Autorin von Schullektüre, die auch mit Klassen im Unterricht Lesungen und Workshops hat. Das Schöne dabei ist, dass ich aus einer anderen Autorität heraus den Lehrpersonen widersprechen darf.
6. Kannst du mit dem Satz „Dichten ist ein brotloser Beruf“ etwas anfangen? Oder besteht in deinem Leben eine Spannung zwischen Schreiben und Einkommen?
Einkünfte im Bereich Lyrik machen einen sehr geringen Anteil meiner Verdienste aus, aber gerade das führt für mich in dieser Disziplin zu größtmöglicher Freiheit.
7. Welche Autorinnen und Autoren, welche Gedichte haben dich geprägt, fürs Schreiben sowie fürs Leben?
Eine solche Aufzählung kann nur zu viele Namen beinhalten oder zu wenige. Ich habe jahrelang gelesen, was ich an Gedichten zwischen die Finger bekommen habe, Lyrik von drei Kontinenten und über die Jahrhunderte hinweg – und überall konnte ich etwas für mich finden.
8. Woran schreibst du gerade bzw. woran hast du zuletzt geschrieben?
Derzeit beginne ich mit den Vorbereitungen für den zweiten Band meines mehrteiligen Projektes „Monologe mit Sylvia“.
9. Gibt es eine Frage, die du dir gerne selbst stellen und beantworten möchtest?
Das klingt wie ein perfektes Koan.