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KRIEGEN

KRIEGEN

E.A. Richter

KRIEGEN
 
 
ich kriege den Krieg,
krieche aus dem Krieg,
ein Baby im Krieg,
ein Kind, stand den Soldaten
gegenüber, jenen, die flohn,
jenen, die das Dorf besetzten.
 
Krieg ist unweigerlich in mir,
nicht wegzudenken,
war viele Jahr unbedacht in mir,
unbewusst sprach er aus mir,
wurde an mich herangebracht.
 
Im Wald die zerschossenen Helme,
beim Flughafen die Bombentrichter,
Patronengurte, Kugeln
als Spielzeug in der Hosentasche,
Explosivstoffe als Wurfgeschoße,
1 Toter, weil er als Schwerhöriger
nicht stehenblieb,
1 Grab mit 7 Soldaten,
weil sie unter der Uniform
Zivil trugen.
 
Ich schließlich als Kriegsbeobachter
oben auf dem Tor stehend,
bis man die Bombenopfer
in Leiterwägen vorbeifuhren.
Es brauchte, bis ich
vom Ausguck herunterfiel
und ich keine Sprache mehr hatte.
 
 
Ich kriege den Krieg,
ich habe den Krieg schon,
ich spreche aus dem Krieg,
ich spreche aus den Toten

Zuletzt erschien von E. A. Richter: An Lois. Gedichte. Edition Korrespondenzen, Wien 2019. 112 Seiten. Euro 18,-

Cover © Edition Korrespondenzen

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