Now Reading
Mondsüchtig

Mondsüchtig

Elisabeth Reichart

Mondsüchtig 

Aus dem Wald kommend 
steht mitten am Tag
der Vollmond vor mir
riesig und durchsichtig
nah genug für eine Umarmung 

Staunende Augen 
groß wie der Mond 

Bleiben, immer so bleiben wollen 
inmitten der Schönheit
süchtig nach ihr
bereit zu jeder Unterwerfung 

Die Vögel sind verstummt
sie sind auf den Mond ausgewandert 
ohne mich 

Allein gelassen
bleibt mein Kopf
mein einziger Spielplatz 
Ich verschlinge den Mond 
in mir singen die Vögel 
und sie wissen von nichts 

Das Gedicht erschien in Elisabeth Reichart: Mein Geliebter, der Wind. Gedichte. Otto Müller Verlag. Salzburg/Wien. 2019. 144 Seiten. Euro 20,-

Scroll To Top